Redcare Pharmacy-Aktie: Wo ist der Boden?

Die Redcare Pharmacy-Aktie (WKN: A2AR94) befindet sich anscheinend im freien Fall. Mehr als -12% Kursverlust auf Notierungen um 97 € peinigen Anleger am Dienstag. Was steckt hinter dem Abverkauf? Und ist dieser eventuell sogar eine gute Kaufchance?

UBS schickt Aktie tiefer in den Keller

Eine Aktie auf Talfahrt: Seit ihrem Hoch Ende März bei 152 € stürzt das Papier von Redcare Pharmacy immer weiter ab. Inzwischen summieren sich die Kursverluste auf -25% seit Jahresbeginn. Am Dienstag sorgt ein negatives Analystenvotum für massiven Verkaufsdruck.

Es ist die Schweizer Großbank UBS, welche die Aktie noch tiefer in den Keller schickt. Sie hat die Bewertung des Papiers neu aufgenommen – und gleich mal mit „Verkaufen“ eingestuft. Das Kursziel von 86 € trägt sein Übriges zum Absturz der Aktie bei.

Begründung des Analysten Olivier Calvet für sein Votum: Das mögliche Wachstum für den Arzneimittelversender durch das deutsche E-Rezept sei mehr als eingepreist. Zudem drohe langfristig möglicherweise Konkurrenz durch Amazon Pharmacy. Online-Gigant Amazon als direkter Wettbewerber stellt natürlich für jedes Unternehmen eine massive Bedrohung dar. Ob die US-Amerikaner aber tatsächlich im europäischen Online-Apotheken-Markt mitmischen wollen, steht derzeit völlig in den Sternen.

Andere Analysten, andere Urteile

Fakt ist: Die UBS ist derzeit die einzige Bank, die den Titel mit „Sell“ einstuft. Laut der Plattform Marketsceener empfehlen sechs andere Marktbeobachter Redcare Pharmacy zum Kauf  und vier raten zum Halten.

Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 155,20 €. Das wäre beim aktuellen Kurs ein Potenzial von mehr als +50%. Am 26. April hat etwa noch die Deutsche Bank ihr Votum bestätigt mit Kursziel 178 €. Jefferies war einen Tag zuvor mit dem Kursziel 180 € sogar noch optimistischer.

Gute Zahlen und Ausblick bestätigt

Fakt ist ebenso: Die Online-Apotheke hat Ende April gute Zahlen für das abgelaufene erste Quartal vermeldet. Der Umsatz betrug 560,22 Millionen € gegenüber 372,05 Millionen € im Jahr zuvor. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) stieg um 33% auf 11,7 Millionen €. Der Nettoverlust lag bei 7,81 Millionen € gegenüber 10,22 Millionen € im Vorjahreszeitraum.

Vor allem hat Redcare Pharmacy seine Jahresziele bestätigt. So kalkuliert der Konzern mit 30 bis 40% mehr Jahresumsatz auf 2,3 bis 2,5 Milliarden €. Der Umsatz mit rezeptfreien Produkten (Non-Rx) soll zwischen 15 und 25% steigen. Die bereinigte Konzern-EBITDA-Marge soll bei 2 bis 4% Prozent liegen. Mittel- bis langfristig peilt der Arzneimittelversender mit einer bereinigten EBITDA-Marge von über 8%.

Stark angeschlagen

Charttechnisch ist die Redcare Pharmacy-Aktie nach dem Kursrutsch natürlich stark angeschlagen. Wie zuletzt schon vor wenigen Tagen in diesem Artikel von uns vorhergesagt, gibt es nach dem Durchbruch der wichtigen Unterstützungszone bei 120 € und der 200-Tage-Linie nach unten einen weiteren Abverkauf.

Die nächste Unterstützung wartet jetzt erst bei knapp 89 €.

Gute Kaufchance

Aus meiner Sicht ist der neuerliche Absturz heute eine gute Kaufchance für Anleger. Anders als die UBS sehe ich so wie fast alle anderen Analysten das Wachstumspotenzial durch das E-Rezept noch keinesfalls als erschöpft an. Ganz im Gegenteil, es werden wohl noch viel mehr Menschen ihre rezeptfreien und rezeptpflichtigen Medikamente online bestellen, weil es ganz einfach erheblich bequemer ist.

Dass die Schweizer Großbank hier das Amazon-Schreckgespenst an die Wand malt, obwohl es dafür bislang keine Anzeichen gibt, spricht für sich.

Ich würde Anlegern daher raten, sich im Abschwung tranchenweise einzukaufen. Langfristig gesehen stellt die Redcare Pharmacy-Aktie in meinen Augen ein starkes Investment dar.