Andritz: Handelt es sich hier um eine Value-Aktie?
Die Andritz-Aktie (WKN: 632305) verbessert sich um +1,9% und steht aktuell bei 48,85 €. Insgesamt hat sie sich seit dem Hoch Ende März mit 65,50 € wieder deutlich ermäßigt. Sind das wieder günstige Einstiegskurse?
Andritz ist ein weltweit agierender Technologiekonzern. Das Unternehmen entwickelt Produktionssysteme und industrielle Prozesslösungen, maßgeschneidert für seine Kunden. Die Kunden kommen aus allen Branchen. Wegen des hohen Know-how sind die Produkte sehr gefragt. Das Unternehmen agiert in vielen Ländern über Niederlassungen, der Hauptsitz befindet sich in Graz in Österreich. Die Marktkapitalisierung beträgt 4,84 Milliarden €.
Wachstum zweistellig ausgefallen
Die gute Entwicklung des ersten Quartals hat sich auch im zweiten Quartal fortgesetzt. Der Halbjahresbericht zeigt, dass Umsatz und Ertrag zweistellig gewachsen sind. Trotz der schwierigen Wirtschaftslage sind die Produkte des Grazer Unternehmens sehr gefragt.
Der Umsatz verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 23,9% auf 4,1 Milliarden €. In allen Segmenten verlief das Umsatzwachstum zweistellig.
Auch die Ertragslage kann sich sehen lassen. Das operative EBITDA stieg um 14,7% auf 415,3 Milliarden €. Die sich daraus ergebende Marge verschlechterte sich um 0,8 Prozentpunkte auf 10,1%. Das Konzernergebnis verbesserte sich um mehr als ein Drittel auf 226,8 Millionen €.
Die Auftragslage bleibt weiter hervorragend, im ersten Halbjahr blieb der Auftragseingang mit 4,71 Milliarden € nur geringfügig unter dem des Vorjahres. Der gesamte Auftragsbestand liegt mit 10,6 Milliarden € über dem des Vorjahres.
Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr sehr gut. Auch für das zweite Halbjahr wird mit einer dynamischen Entwicklung gerechnet. Auf Jahresbasis soll sich Umsatz und Ertrag gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr weiter deutlich erhöhen.
Spitzentechnologie ausgebaut
Auf der Internetseite ist erkennbar, dass der Konzern zunehmend Spitzenprodukte im Bereich der Nachhaltigkeit anbietet. Zuletzt wurde der erste Auftrag zur Herstellung von grünem Wasserstoff generiert. Der finnische Auftraggeber Koppö Energia plant eine Großanlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff.
Der Vorstandsvorsitzende von Andritz AG, Joachim Schönbeck, kommentierte diesen Auftrag so:
Dieses Projekt ist ein Meilenstein für die strategische Entwicklung von Andritz. Grüner Wasserstoff wird eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung der weltweiten Industrieproduktion spielen.
Im ersten Halbjahr erfolgte die Übernahme von Dan-Web. Dessen Technologie unterstützt die Herstellung von Vlies, das als Ersatz von bisherigen Plastikprodukten verwendet wird.
Insgesamt verfügt der Konzern über ein hohes Know-how – die Auftraggeber greifen verstärkt darauf zurück. Für die Zukunft ist das Unternehmen gut gerüstet.
Potenzial vorhanden
In diesem Artikel habe ich darauf hingewiesen, dass der Kurs heißgelaufen ist und Anleger erst eine Konsolidierung abwarten sollten. Genau das ist in der Zwischenzeit passiert, die Aktie hat sich um rund ein Viertel ermäßigt. Damit wurde viel Druck aus dem Papier genommen und wieder eine gute Einstiegsbasis geschaffen.
Im Hinblick auf die exzellente Geschäftsentwicklung halte ich die derzeitige Marktkapitalisierung für zu gering. Es handelt sich hierbei um eine Value-Aktie mit einem sehr profitablen Geschäftsbereich. Ein erstes Kursziel von 55 € halte ich für realistisch, das entspricht einem Potenzial von +14%.
Den Optimismus der Baader Bank mit einem Zielkurs von 75 € teile ich momentan nicht, dennoch sind mittelfristig Kurse über 65 € aus meiner Sicht vertretbar.
Was ebenfalls für eine Investition in die Aktie spricht, ist deren gute Dividendenrendite, momentan beträgt sie 4,3%.
Mein Fazit: Der Kursrückgang bietet wieder gute Einstiegschancen. Anleger sollten immer wieder an die Realisierung von Kursgewinnen denken.
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