Vossloh-Aktie +80% seit Jahresstart – jetzt noch einsteigen?

Die Vossloh-Aktie erlebte seit Jahresanfang einen extremen Kursanstieg von rund +80%. Am Dienstag startet sie uneinheitlich und steht aktuell bei 76 €. Damit kommt das Allzeithoch von 2011 mit knapp 100 € wieder in Sichtweite. Ist dieser Kursanstieg nachhaltig?

Rekordauftragsbestand erzielt

Wer mit der Bahn fährt, kennt die Probleme der Verspätungen und Zugausfälle. Hauptgrund ist die schlechte Bahninfrastruktur. Hier besteht großer Handlungsbedarf, insbesondere in Deutschland.

Mit dem Sondervermögen für Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden € ist die Basis für Modernisierungen geschaffen. Die Bahn kündigte milliardenschwere Baumaßnahmen an. Ein Profiteur dabei ist Vossloh, deren Kernkompetenz der Schienenbau sowie die Wartung sind.

Im ersten Quartal lag der Auftragseingang bei 339,2 Millionen €; das Book-to-Bill-Ratio (Auftragseingang zum Umsatz) erhöhte sich auf 1,5. Beim Auftragsbestand wurde mit 930 Millionen € ein neuer Unternehmensrekord erreicht.

Der positive Auftragseingang dürfte sich im Jahresverlauf fortsetzen. Neben dem Nachholbedarf in Deutschland ist die Nachfrage in China und den USA sehr hoch.

Markterwartungen verfehlt

In den ersten drei Monaten setzte sich der positive Geschäftstrend des Vorjahres fort, hiervon sind die am 24. April veröffentlichten Quartalszahlen geprägt. Die Analysten zeigten sich dennoch enttäuscht, dass deren Erwartungen nicht erreicht wurden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fielen die Finanzkennzahlen schlechter aus.

Der Umsatz reduzierte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 268 auf 251,1 Millionen €. Das Unternehmen begründet dies mit der Auslieferungsverzögerung der Produkte für China, diese erfolgen im zweiten Quartal.

Ein deutlicher Rückgang ist beim operativen EBIT eingetreten; von 17,9 ging es auf 7,4 Millionen € zurück. Unterm Strich verblieb ein Konzernergebnis von 6,9 Millionen €.

Positiv ist der weitere Anstieg der Eigenkapitalquote von 46,9 auf 49,9%. Dies zeigt die Finanzstärke des Unternehmens. Für das Gesamtjahr wurde die Prognose bestätigt. Demnach wird mit einem Umsatz von 1,25 bis 1,32 Milliarden € gerechnet – im Vorjahr lag er bei 1,2 Milliarden €. Das EBIT soll bei 110 bis 120 Millionen € liegen.

Oliver Schuster, Vorstandsvorsitzender der Vossloh, kommentierte die Zahlen so:

Unsere vertrieblichen Erfolge des Vorjahres haben sich im ersten Quartal nahtlos fortgesetzt. In der Gesamtschau gibt uns große Zuversicht für die weitere Entwicklung von Vossloh in der Zukunft.

Was bedeutet das für die Aktie?

In dem starken Kursanstieg ist viel Positives eingepreist. Daher gehe ich vorerst von einem begrenzten Potenzial aus. Der Kurs dürfte sich volatil seitwärts bewegen. Mittel- und langfristig sieht das anders aus. Die Auftragsbücher dürften für die nächsten Jahre voll bleiben; hiervon sollte auch der Aktienkurs profitieren.

Die Analysten halten das kurzfristige Potenzial ebenfalls für begrenzt; deren mittleres Kursziel liegt bei 82 €. Die Deutsche Bank und Jefferies mit jeweils 85 € sind noch leicht positiv gestimmt. MWB Research sieht den fairen Wert bei 90 €. Warburg mit 70 € hält die Aktie für deutlich überbewertet.

Mein Fazit: Bei diesem Niveau noch einsteigen, ist wenig ratsam. Erst sollte eine Korrektur abgewartet werden. Ergänzend sei erwähnt: Die politische Unterstützung für europäische Infrastrukturprojekte erreicht Rekordniveau – unser exklusiver Report „Europa schlägt zurück“ identifiziert drei Unternehmen, die von dieser historischen Investitionswelle am stärksten profitieren werden.