Hims & Hers-Aktie -35%: Das ist eine Katastrophe

Die Hims & Hers-Aktie gehörte in den vergangenen Jahren zu den erfolgreichsten Technologiewerten weltweit. In den letzten 36 Monaten stieg der Aktienkurs des US-Telemedizinanbieters um den Faktor 14. Doch zum Wochenauftakt verlor Hims & Hers mehr als ein Drittel seines Wertes. Was steckt hinter dem Kursdebakel und ist es für Anleger eine gute Kaufgelegenheit?

Novo Nordisk kündigt die Partnerschaft

Auslöser des Kursdebakels war das völlig unerwartete Ende der Zusammenarbeit des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk mit Hims & Hers. Erst vor wenigen Wochen verkündeten die Unternehmen eine Partnerschaft, über die die Abnehmspritze Wegovy auch über den Telemedizindienstleister vertrieben werden konnte.

Nachdem Novo Nordisk inzwischen über ausreichend hohe Produktionskapazitäten für die Herstellung von Wegovy in den USA verfügt, haben sich die Dänen dazu entschlossen, den Wirkstoff zur Behandlung von Fettleibigkeit auch über Telemedizinanbieter wie Hims & Hers zu vertreiben.

Nun macht Novo Nordisk Hims & Hers allerdings schwere Anschuldigungen. Konkret wirft der Pharmakonzern dem Telemedizinanbieter vor, gegen gesetzliche Vorgaben zum Massenverkauf von zusammengesetzten Arzneimitteln verstoßen zu haben. Der Vorwurf mag gar nicht so schlimm klingen, hat es aber in sich.

Novo Nordisk hat offenbar Beweise, dass Telemedizinunternehmen wie Hims & Hers in China hergestellte, gefälschte Medikamente an ihre Kunden vertreiben. Der dänische Pharmakonzern behauptet, dass diese Medikamente nicht den von Novo Nordisk geprüften und von der US-Arzneimittelbehörde zugelassenen Wirkstoff Semaglutid in der erforderlichen Qualität enthalten.

Darüber hinaus kritisiert Novo Nordisk den US-Telemedizinanbieter wegen seiner angeblich „irreführenden“ Marketingpraktiken. Diese gefährden laut Ansicht der Dänen die Sicherheit der Patienten. Novo Nordisk kündigte an, in Zukunft nur mit Telemedizinanbietern zusammenzuarbeiten, die ihren Kunden direkten Zugang zu Wegovy ermöglichen.

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Hims & Hers schießt zurück

Diese massiven Vorwürfe ließ Hims & Hers nicht auf sich sitzen. Der CEO des Telemedizinunternehmens schoss in einer Mitteilung auf dem Kurznachrichtendienst X zurück und behauptete darin, dass das Management von Novo Nordisk die Öffentlichkeit in die Irre führe.

Zudem wirft Hims & Hers Novo Nordisk vor, Druck ausgeübt zu haben, um die Verkaufszahlen von Wegovy zu erhöhen. Hims & Hers ließ ausrichten, dass sich das Unternehmen diesem Vertriebsdruck nicht gebeugt habe und nur Patienten zu einer Wegovy-Behandlung rate, die diese auch benötigen.

Geht es jetzt unter 40 US$?

Die Hims & Hers-Aktie brach gestern auf 42 US$ ein. Negativ zu werten ist die Tatsache, dass die Aktie auf ihrem Tagestief aus dem Handel ging.

Es steht zu befürchten, dass der Gesundheitswert noch den Widerstand bei 40 US$ testen wird. Sollte dieser nicht halten, dürfte Hims & Hers wahrscheinlich sogar auf rund 35 US$ abrutschen.

Welche Auswirkungen sind zu befürchten?

Für eine außenstehende Position wie mich ist es nahezu unmöglich, den Wahrheitsgehalt der Vorwürfe von Novo Nordisk zu beurteilen. Ich gehe aber davon aus, dass der dänische Pharmariese seine guten Gründe hatte, die Partnerschaft mit Hims & Hers aufzukündigen.

Für den US-Telemedizinanbieter ist das aus gleich drei Gründen eine mittelschwere Katastrophe. Zum Ersten ist Wegovy nicht mehr über den Anbieter verfügbar. Zum Zweiten werden viele Kunden die Seriosität von Hims & Hers nun in Zweifel ziehen. Der Vorwurf von Medikamentenfälschungen ist schließlich kein Klacks.

Und zum Dritten könnte dieser Fälschungsvorwurf auch die US-Arzneimittelbehörde bzw. die US-Justiz auf den Plan rufen. Die Gefährdung der Patientensicherheit wird in den USA drakonisch bestraft. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Hims & Hers-Aktie ein weiteres Mal in den Keller rauscht, sollten seitens der US-Behörden rechtliche Schritte unternommen werden.

Vor diesem Hintergrund kann ich Anlegern momentan nur raten, die Finger von der Hims & Hers-Aktie zu lassen. Sie ist ein zu heißes Eisen, um es anzufassen. Die Gefahr, sich mit einem Investment die Finger zu verbrennen, ist riesengroß.