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Verbio-Aktie: Die Zukunft liegt im Ausland

Rudolf Schneider / 11.05.23 / 12:02

Die Verbio-Aktie (WKN: A0JL9W) steigt am Donnerstag um satte +6% auf aktuell 34,10 €. Hintergrund dieses Anstiegs dürfte sein, dass die Quartalszahlen besser ausgefallen sind als erwartet. Für die arg gebeutelten Aktionäre ist das ein Hoffnungsschimmer. Es stellt sich jetzt die Frage, wie der Kurs sich weiter entwickeln wird.

Verbio AG

Verbio ist einer der führenden Bioenergieproduzenten und gleichzeitig der einzige großindustrielle Hersteller von Biodiesel. Die Produktionsstätten befinden sich in Deutschland, in Polen und in den USA. In Indien ist eine Anlage im Bau. Der Sitz der Gesellschaft ist in Leipzig. Die Marktkapitalisierung beträgt 2,17 Milliarden €.

Geschäftsentwicklung besser als erwartet

Bei den Geschäftsergebnissen hatten die Marktexperten Schlimmeres erwartet, insbesondere bei der Ertragsentwicklung. Auf Basis der Neun-Monats-Werte ist der Rückgang der Finanzkennzahlen noch moderat, hier wirkten die vorherigen Quartale dämpfend.

Anders sieht es im dritten Quartal aus, hier machte sich das Missverhältnis zwischen Einkaufspreisen und Absatzpreisen deutlich bemerkbar. Der Quartalsumsatz legte um 4% auf 443,6 Millionen € zu, dieser Anstieg resultierte ausschließlich aus dem Segment Biodiesel.

Bei der deutlich verschlechterten Ertragslage liegt derzeit das Hauptproblem für den Kursrückgang im drastischen Preisverfall für Biodiesel. Das operative EBITDA hat sich fast gedrittelt auf 43,2 Millionen €, die sich daraus ergebende EBITDA-Marge sank von 29,8% auf 9,7%.

Die Segmente Biodiesel und Bioethanol sind dabei in gleicher Weise betroffen. Positiv auf die Ertragssituation wirkten sich die staatlichen Prämien zur Treibhausgas-Vermeidung aus.

Ein übles Missverhältnis

Allein in den Monaten von Januar bis März ist die Entwicklung verheerend. Der Preis für die Tonne Biodiesel sank innerhalb dieser Zeit um 375 €, die Einkaufspreise für den Rohstoff Rapsöl kamen dagegen nur um 130 € zurück. Diese Preisdifferenz führt zu dem massiven Rückgang beim operativen Ertrag.

Für den Rückgang der Biodieselpreise waren auch gefälschte Kennzeichnungen von chinesischen Importen mitverantwortlich. Hier wurde statt Rapsöl das günstigere Palmöl verwendet. Seitens der EU will man hart dagegen vorgehen, zahlreiche Zertifikate wurden bereits entzogen.

Geschäftsverlagerung in attraktivere Märkte

In Europa und besonders in Deutschland ist die Förderung von Biodiesel zurückgegangen, im US-Markt werden durch den Inflation Reduction Act (IRA) Bioprodukte hingegen massiv gefördert. Auch der indische Markt bietet gute Investitionsbedingungen.

Neben der bereits in Nevada betriebenen Anlage wurde die Ethanol-Anlage South Bend im US-Staat Indiana vollständig übernommen, sie wird nach deutschem Vorbild ausgebaut und trägt zukünftig wesentlich zur Internationalisierung von Verbio bei.

Vorstandschef Claus Sauter begründet diesen Schritt so:

Europa muss dringend auf den IRA reagieren, wenn man global noch irgendeine Rolle bei modernen Technologien spielen will. Uns bleibt auch als deutsches Unternehmen gar nichts anderes übrig, als noch stärker in den USA zu investieren und die Chancen zu nutzen, die uns der IRA bietet. Europa verschläft im Moment die nächste große Technologiewelle. Europa verschläft die Zukunft.

Was ist jetzt wichtig für eine Erholung der Verbio-Aktie?

Europa muss gegen diese Missbräuche weiter energisch vorgehen, die Preise für Biodiesel dürften darunter nicht leiden. Der Absatz von Biodiesel wird durch den Aufbau eines flächendeckenden Tankstellennetzes in Deutschland und Europa weiter zunehmen. Das Leipziger Unternehmen schließt zunehmen mit größeren Speditionen Absatzverträge ab, zuletzt mit der Spedition Reichhart Logistik.

Da seitens der deutschen Politik momentan keine Änderung der Förderung erkennbar ist, ist der Schritt der Verlagerung in attraktivere Märkte zu begrüßen. Hier werden die Erträge zukünftig deutlich zunehmen, insbesondere dann, wenn die Anlagen voll ausgelastet sind.

Analysten weiter vorsichtig optimistisch

Zuletzt haben die Analysehäuser ihre Einschätzungen nach unten angepasst, dennoch erwarten sie deutlich höhere Kurse. Die Deutsche Bank geht von einem fairen Kurs von 50 € aus, deutlich zuversichtlicher ist Hauck Aufhäuser mit einem Zielkurs von 74 €.

Langfristig interessant

Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass es sich hierbei um einen Zukunftswert handelt, der noch viel Potenzial hat. Kurzfristig ist allerdings mit keiner wesentlichen Erholung zu rechnen, hierfür sind die Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa zu schlecht.

Weiterhin sorgen momentan die Leerverkäufer für eine größere Kurserholung, in diesem Artikel bin ich bereits darauf eingegangen. Auch wenn der Druck hier künftig abnehmen wird, sorgt er momentan für eine negative Stimmung.

Wer dabei ist, sollte meiner Meinung nach weiterhin investiert bleiben, die Kursverluste sind je nach Einstiegspreise sehr hoch. Neu-Investoren sollten vorerst abwarten. Erst wenn sich die Ertragslage in den nächsten Quartalen wieder stabilisiert, dürften auch wieder höhere Kurse realistisch sein.

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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Verbio. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

Zugehörige Kategorien: Rohstoff-Aktien
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