Suchergebnisse
Alle Ergebnisse anzeigen

Valneva: So gehen kluge Anleger mit der Aktie um

Frank Giarra / 10.02.22 / 8:17

Die Aktie von Valneva (WKN: A0MVJZ) zählt zu den meistdiskutierten und -gehandelten Wertpapieren in Deutschland. In spätestens sieben Wochen schlägt für den Impfstoffhersteller die Stunde der Wahrheit: Im ersten Quartal, also bis Ende März, wird über die Zulassung seines Corona-Impfstoffkandidaten VLA 2001 entschieden. Es wird also dringend Zeit für alle Anleger oder solche, die es noch werden wollen, sich über die eigene Positionierung Gedanken zu machen. Wie geht man klug mit der Aktie um?

Valneva ist ein französisches Biotechunternehmen mit Hauptsitz in Saint-Herbain. Die Firma entwickelt und vermarktet Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten und betreibt Produktionsstätten in Österreich, Schottland und Schweden sowie Niederlassungen in Frankreich, Kanada und den USA. Mit seinem Totimpfstoff VLA 2001 verfügt Valneva über ein Vakzin gegen das Coronavirus, das allerdings noch nicht zugelassen ist.

Eine emotionale Achterbahnfahrt

Für den normalen Kleinanleger dürfte der Umgang mit einer Aktie wie Valneva wohl eine emotionale Achterbahnfahrt darstellen. Rauf und runter, und das in kräftigen Sprüngen, heute +15%, morgen plötzlich -15%. Seit Jahresbeginn steht beim gestrigen Xetra-Schlusskurs von 14,95 € ein Minus von 35,78% zu Buche. Wer hier zuvor bereits investiert war, schwebt also zwischen Hoffen und Bangen, ob er sein Geld nochmal wiedersieht.

Und jetzt steht die Entscheidung bevor, die in jedem Fall die Geschicke der Firma maßgeblich prägen wird – und damit auch das Investment aller Anleger. Deshalb muss die Devise lauten: Alle Gefühlsschübe, die von den heftigen Kursbewegungen ausgelöst werden, ausblenden. Verstand einschalten. Szenarien durchspielen. Entscheiden.

Schritt 1: Wie das Unternehmen bewertet ist

Egal, ob man das Papier schon im Depot hat oder mit dem Gedanken spielt, es zu kaufen: Am Anfang gilt es festzustellen, wie der Titel bewertet ist. Das Unternehmen hat 107,162 Millionen Aktien ausgegeben (voll verwässert), das bedeutet also bei einem Kurs von 14,95 € eine Marktkapitalisierung von 1,6 Milliarden €.

Die kürzlich vorgelegten Geschäftszahlen für das Jahr 2021 weisen einen Umsatz von 348,1 Millionen € aus. Daraus ergibt sich ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 4,59, was nicht gerade günstig ist. Wirklich günstig wäre, stark verallgemeinernd, ein KUV von 1,0.

Immerhin hat Valneva den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um satte +216% gesteigert. Und für das Jahr 2022 rechnet die Firma mit einer weiteren Steigerung auf einen Gesamtumsatz von 430 bis 590 Millionen €. Vorsicht, Falle: Die erwarteten Erlöse durch den Verkauf des Totimpfstoffs VLA 2001 sind hier bereits eingerechnet.

Positiv ist auch die starke Cash-Position der Franzosen von 346,7 Millionen € zum Jahresende 2021. Doch auch hier muss man genau hinsehen: In diesem Kassenbestand sind laut Pressemitteilung „erhebliche Vorauszahlungen im Rahmen der EU-Covid-19-Impfstoffliefervereinbarung“ enthalten.

Schritt 2: Die Szenarien durchspielen

Im Grunde gibt es hier nur „Gut“ und „Böse“. Erteilt die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) dem Vakzin VLA 2001 seinen Segen, kann Valneva mit dem Vertrieb loslegen und wird ab April die ersten Dosen ausliefern. Einige Lieferverträge, etwa über 60 Millionen Dosen mit der EU, bestehen bereits. Weitere könnten und dürften nach der Zulassung alsbald folgen.

Als positiv wird allgemein erachtet, dass es sich um einen Totimpfstoff handelt. Auf einen solchen warten angeblich viele Impfverweigerer, die sich bislang gescheut haben, sich mit einem mRNA-Vakzin von BioNTech/Pfizer oder Moderna impfen zu lassen. Anmerkung am Rande: Ich persönlich glaube das nicht, sondern gehe davon aus, dass sich die meisten Verweigerer grundsätzlich nicht impfen lassen wollen.

Wie sich der Aktienkurs im positiven Szenario entwickeln wird, ist schwer vorauszusagen. Einen (sehr) kräftigen Schub wird die Zulassung des Impfstoffs dem Kurs wohl auf jeden Fall geben. Wobei man immer auch die alte Börsenregel „sell on good news“ im Kopf haben sollte. Die allgemeine, nach Ansicht der meisten Experten sich mittelfristig bessernde Corona-Lage darf man ebenfalls nicht vergessen.

Das böse Szenario ist schnell erzählt: keine Zulassung des Impfstoffs, keine Millionenumsätze, Absturz des Aktienkurses, lange Gesichter (noch längere) bei Anlegern.

Schritt 3: Die eigene Position festlegen

Bist Du ein Glücksritter? Hurra, dann wirst Du möglicherweise jedem Deiner Freunde und Nachbarn in Kürze erzählen, wie Du mit Deinem guten Näschen fetten Reibach gemacht hast. Es könnte allerdings auch passieren, dass Du kräftig auf die Nase fällst. Glücksritter sind nämlich diejenigen, die nur auf die Chancen schielen und von den Risiken nichts wissen wollen. Sie ziehen ohne Rücksicht auf Verluste mit hohen Einsätzen ins Gefecht.

Wer zocken will, kann das bei Valneva natürlich tun. Immerhin stehen die Chancen 50:50, das ist wesentlich besser als beim Lotto. Aber bitte nicht wundern, wenn's schief geht und das Geld weg ist.

Was tut ein kluger Anleger? Nun, er wird sich als Erstes überlegen, welchen Verlust er im Extremfall zu tragen bereit ist. Ausgehend vom derzeitigen Aktienkurs wird er annehmen, dass selbiger bei einer Verweigerung der Zulassung des Impfstoffs um 50 bis 70% abstürzen wird. Entsprechend wird er seine Position so begrenzen, dass er auf bis zu 70% davon verzichten kann.

Glücksritter oder kluger Anleger? Diese Frage muss jetzt jeder für sich selbst beantworten. Ich persönlich habe die Valneva-Aktie bislang nur einige Male getradet und werde mir jetzt überlegen – siehe oben.

Valneva: Jetzt diskutieren!

Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen Live Chat, dem Forum der neuen Generation für die Aktien der Impfstoff-Hersteller.

Zugehörige Kategorien: Biotech-AktienFinanznachrichten
Weitere Artikel