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UBS: Ist die Aktie der neuen Monsterbank noch berechenbar?

Rudolf Schneider / 22.03.23 / 15:40

Die UBS-Aktie (WKN: A12DFH) hat den Einbruch nach der Notübernahme der Credit Suisse wieder wettgemacht. Nach der Bekanntgabe des Deals war der Kurs um -15% auf 14,70 SFR eingebrochen, kurz darauf ging es jedoch wieder um +31% aufwärts auf aktuell 19,30 SFR. Was bedeutet die Übernahme nun für die weitere Kursentwicklung?

stock.adobe.com/Andreas Prott

Die schweizerische UBS Group AG ist ein weltweit agierendes Finanzdienstleistungs-Unternehmen mit Schwerpunkten im Asset Management, im Investment-Banking sowie im Private-Banking. Das Geldhaus ist in über 50 Ländern sowie an allen bedeutenden Finanzplätzen präsent. Mit der Notübernahme der Konkurrentin Credit Suisse (CS) am Sonntag ändert sich jedoch einiges. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 61,7 Milliarden SFR.

Ein Bankengigant entsteht

Es war keine Liebesheirat zwischen beiden Schweizern Bankinstituten: Die größere UBS wurde seitens der Schweizer Regierung gedrängt, die schlingernde Credit Suisse vollständig zu übernehmen.

Der Übernahmepreis liegt bei 3 Milliarden SFR, zusätzlich garantiert der Staat eine Verlustübernahme bis zu 9 Milliarden SFR. Diese greift allerdings erst, wenn das von der UBS zu tragende Defizit von 5 Milliarden SFR überschritten wird. Um die Zahlungsfähigkeit zu gewährleisten, gewährt die Schweizer Nationalbank (SNB) eine Liquiditätshilfe von 200 Milliarden SFR.

Somit ist das neue Institut vorerst finanziell abgesichert. Die bisherigen Aktionäre werden an der neuen UBS beteiligt, das Wandelverhältnis liegt bei 1:22,48. Das bedeutet: Für 22,48 Credit Suisse-Aktien (WKN: 876800) erhalten die Aktionäre eine UBS-Aktie, das gleiche Wandlungsverhältnis gilt für die in Deutschland gehandelte ADR-Anteile (WKN: 911778).

Die Schweizer Finanzministerin Keller-Sutter begründete die Übernahme wie folgt:

Ein Ausfall der CS hätte gravierende volkswirtschaftliche Verwerfungen in der Schweiz und in anderen Ländern zur Folge gehabt. Eine Abwicklung der Bank hätte mit ziemlicher Sicherheit eine Finanzkrise ausgelöst. Und die Alternative eines direkten Staatseinstiegs wäre ein enormes Risiko für die Schweiz gewesen. Die Übernahme durch die UBS sei die beste Maßnahme, um das Vertrauen in die CS wiederherzustellen.

Integration beginnt

Jetzt beginnt die schwierige Aufgabe der Integration der CS in die UBS. Das Problem dabei ist, dass beide Institute in den gleichen Geschäftsbereichen tätig sind und weltweit eine bedeutende Rolle spielen.

Es wird nicht ohne Job-Abbau gehen, dieser betrifft insbesondere die CS. Neben der bisher schon vorher vorgesehen Stellenstreichung bei der CS stehen weitere Arbeitsplätze zur Disposition.

Dies ist notwendig, um die Kosteneinsparung von 8 Milliarden SFR bis 2027 zu erreichen. Momentan ist von einem massiven Abbau im Investment-Banking bei der CS die Rede. Im Gegensatz zu dem konservativen Investment-Banking der UBS ist die CS hier weitaus risikoreicher aufgestellt; die Streichung macht daher in diesem Bereich den größten Sinn. Aber auch in anderen, sich überschneidenden Bereichen wird es zu einem Personalabbau kommen.

Risikoübertragung von CS auf die UBS

Zuletzt litt die CS massiv unter einem Vertrauensverlust, es wurden Vermögen in Milliardenhöhen abgezogen. Dies könnte nun auch bei der neuen UBS stattfinden. Trotz der weitreichenden Liquiditätshilfe der SNB kann der Vertrauensverlust auf die neue UBS überspringen.

Was bedeutet dies für die UBS-Aktie?

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die neue UBS als eine mögliche „Monsterbank“ bezeichnet werden kann. „Too big to fail“ gilt also jetzt ganz besonders für das Schweizer Institut, was bedeutet, dass die Schweiz in jedem Fall die UBS vor zukünftigen Problemen retten muss. Ein Totalverlust ist somit unwahrscheinlich.

Die Integration wird meiner Einschätzung nach nicht immer reibungslos verlaufen, es werden noch viele negative Nachrichten aufkommen. Für den weiteren Kursverlauf bedeutet das, dass er sehr volatil sein wird. Anleger sollten sich darauf einstellen.

Für alle Bankaktien einschließlich des UBS-Papiers ist es jetzt wichtig, dass die Bankenkrise sich nicht ausweitet. Sollten weitere Institute in Schieflage geraten, sind größere Kursrückgänge programmiert.

Risiko durch Klagen der CS-Aktionäre

Ein weiterer negativer Aspekt könnte auftreten, wenn die bisherigen Aktionäre und die Gläubiger der wertlos gewordenen nachrangigen Anleihegläubiger (Additional-Tier-1-Anleihen) gegen die Übernahme klagen. Sie wurden bei der Festlegung der Übernahmekonditionen nicht gefragt. Die Summe von 3 Milliarden SFR liegt deutlich unter den vorherigen Börsenkursen.

Gerade die Aktionäre, die an der letzten Kapitalerhöhung teilgenommen haben, haben hohe Kursverluste erlitten. Hier besonders zu erwähnen ist die saudi-arabische Bank SNB und der katarische Beteiligungsfonds – sie waren insgesamt mit rund 16% die größten Anteilseigner. Aber auch zahlreiche Pensionsfonds und andere institutionelle Anteilseigner prüfen derzeit Klagemöglichkeiten.

Sollten diese Klagen erfolgreich sein und die UBS so zu einer Aufstockung gezwungen werden, wird der Aktiekurs darunter leiden.

Die Analysten sind sich momentan auch nicht einig. Die Rating-Agenturen S&P und Fitch haben ihre Einschätzung auf „Negativ“ gestellt. Die Analysten der Bank of America sowie JPMorgan sehen den fairen Wert hingegen bei 23 SFR.

Fazit: Erstmal Finger Weg!

Meiner Meinung nach dürfte die UBS-Aktie weiterhin sehr volatil bleiben. Je nach Nachrichtenlage wird es daher wahrscheinlich zu größeren Kursschwankungen kommen. Aufgrund dieser Unberechenbarkeit sollten Anleger das Papier vorerst meiden.

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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien der Credit Suisse. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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