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Translate Bio: Ritterschlag von Sanofi – Franzosen gehen „all in“

Redaktion / 29.06.21 / 13:42

Der französische Pharmagigant Sanofi meldet heute Vormittag eine riesige mRNA-Offensive. Mit Hilfe der Technologieplattform unseres Top-Favoriten Translate Bio (WKN: A2JPE8) soll in den kommenden Jahren die nächste Generation an Impfstoffen eingeleitet werden.

400 Millionen Euro will Sanofi jährlich in die Forschung an innovativen mRNA-Vakzinen investieren, bis 2025 sollen mindestens sechs neuartige Impfstoffe den klinischen Status erreicht haben. Das neu geschaffene „mRNA Center of Excellence“ soll rund 400 mRNA-Experten beschäftigen.

Jean-Francois Toussaint, R&D-Chef von Sanofis Impfstoffsparte, kommentiert das ambitionierte Ziel mit verheißungsvollen Worten:

Das Sanofi-Kompetenzzentrum für mRNA-Impfstoffe zielt darauf ab, in diesem nächsten Kapitel der Impfstoffinnovation führend zu sein.

Sanofi plant eigenen Angaben zufolge die „kurzfristige Etablierung einer industrieweit wettbewerbsfähigen mRNA-Plattform“. Mit BioNTech und Moderna weisen die zwei größten mRNA-Player Marktkapitalisierungen zwischen 55 und 90 Milliarden US$ auf. CureVac kommt nach dem Covid-19-Rückschlag immerhin noch auf rund 12 Milliarden US$ Börsenwert.

Sanofi baut auf die mRNA-Plattform von Translate Bio, das derzeit mit lediglich 1,7 Milliarden US$ bewertet wird. Aufgrund dieser enormen Unterbewertung hatten wir uns frühzeitig in dem immer noch unter dem Radar fliegenden US-Titel positioniert.

Die Franzosen dürfen als Lizenznehmer bis zu zehn mRNA-Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten mit Translate-Technologie entwickeln und zahlen dafür Meilensteine in potenzieller Milliardenhöhe. Zudem winken für Translate die üblichen Umsatzbeteiligungen auf spätere Verkäufe. Neben einem Covid-19-Vakzin wurde kürzlich der weltweit erste mRNA-Impfstoff gegen Influenza in die klinische Testphase überführt.

Übernahme mehr als wahrscheinlich

Die neuen Sanofi-Mitarbeiter im „mRNA Center of Excellence“ sollen vor allem im US-amerikanischen Cambridge ansässig sein, gleich um die Ecke des Partners Translate. Dieser zieht zum Jahresende in ein mehr als doppelt so großes neues Hauptquartier direkt neben Sanofi Genzyme, dem „Rare Disease“-Ableger des Konzerns. Translate ist mRNA-Pionier im Bereich Rare Diseases.

Es liegt nahe, dass Sanofi die Fühler nach Translate Bio als Gesamtunternehmen ausstreckt, zumal man selbst bereits einen hohen einstelligen Anteil besitzt. Dem Vorhaben entgegenstehen dürften starke Value-Aktionäre wie die Baupost Group um Star-Investor Seth Klarman, der seinen rund 25%igen Anteil kaum unter 100 US$ je Aktie abgeben dürfte.

Sanofi jedenfalls ließ auf Konferenzen mehrfach verlauten, in Sachen mRNA eine Führungsrolle einnehmen und sich dabei nicht nur auf Impfstoffe beschränken zu wollen. Konzernchef Hudson sagte darüber hinaus, man würde grundsätzlich lieber darauf verzichten wollen, langfristig Umsatzbeteiligungen zu bezahlen.

Seit letztem Jahr ist bekannt, dass Sanofi mit rund 50 Milliarden US$ auf der Suche nach attraktiven Übernahmen ist. Von diesem Buyout-Budget wurde erst ein Bruchteil angezapft. Nicht zuletzt das Personal-Karussell deutet darauf hin, dass Translate DAS Objekt der Begierde ist: Eine ganze Reihe von Sanofi-Mitarbeitern sind über die letzten Monate bereits zu Translate übergesiedelt.

Interessant: Auch von der kleinen Tidal Therapeutics, einem von Sanofi kürzlich übernommenen mRNA-Startup, wurde Personal akquiriert. Klar ist: Die Zahl erfahrener mRNA-Wissenschaftler ist stark begrenzt. Translate hat seinen Mitarbeiterstamm gegenüber dem letzten Jahr mehr als verdoppelt und zeigt sich bestens gerüstet, um im Rahmen seines Plans „TBIO 2025“ vor allem im Bereich mRNA-Therapeutika durchzustarten.

Für Translate-Aktionäre ist es längerfristig praktisch egal: Ob Sanofi Lizenznehmer bleibt, sich das Impfstoffgeschäft komplett einverleibt oder aber das gesamte Unternehmen übernimmt – die Aktie wird in völlig neue Sphären katapultiert.

Interessenkonflikt: Autor, Herausgeber und Mitarbeiter halten selbstverständlich Aktien des besprochenen Unternehmens Translate Bio. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor, Herausgeber und Mitarbeiter beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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